Leadership-Experte Joachim Simon kritisiert: Business Schools hängen der Realität hinterher
Immer mehr Unternehmen arbeiten agil. Die starren Strukturen und Hierarchien weichen einem Teamgedanken und die Kommunikationswege kennen viele Richtungen statt nur einer. Agilität in Unternehmen erfordert aber mehr als nur neue Kommunikationswege. Sie erfordert vielmehr eine massive Veränderung des kompletten Denkens und Handelns – der Führungskräfte, der Mitarbeiter und des agilen Systems an sich. Die klassischen Management- und Führungsmethoden, die immer noch Bestandteil vieler Lehrinhalte von Business Schools und wirtschaftswissenschaftlicher Fakultäten sind, weichen immer mehr agilen Management- und Führungsmethoden. So weit, so gut. Doch reichen diese nicht aus. Die Zukunft gehört dem agilen Mindset, Menschen, die weitgehend selbstverantwortlich, selbstständig und im Interesse des Teams interagieren und dabei ihr eigenes Ego gewinnbringend einsetzen. Meistens bedeutet das, das eigene Ego zu zügeln.
Agiles Arbeiten ist nicht vom Himmel gefallen. Seit vielen Jahren ist das ein Trend. Die digitale Revolution, die aufkommende Industrie 4.0 sowie die dezentrale Steuerung von global operierenden Unternehmenseinheiten beschleunigen die Notwendigkeit, agil zu arbeiten.
„Agiles Arbeiten ist nicht vom Himmel gefallen. Seit vielen Jahren ist das ein Trend. Die digitale Revolution, die aufkommende Industrie 4.0 sowie die dezentrale Steuerung von global operierenden Unternehmenseinheiten beschleunigen die Notwendigkeit, agil zu arbeiten. Mitarbeiter sitzen nicht mehr im Büro, sondern auch zu Hause oder sogar in der Strandbar. Teams sind nicht mehr zwingend physisch an einem Ort konzentriert, Teammitglieder können weltweit verstreut sein. Und Abteilungen arbeiten in globalen Kontexten“, beschreibt der Braunschweiger Leadership-Experte Joachim Simon die Situation. Diese Art zu arbeiten hat sich bereits in agilen Methoden auch an den Hochschulen durchgesetzt. Die Lehre hat sich angepasst. „Aber leider nicht genug“, kritisiert Simon. Denn was in Wahrheit gebraucht werde, sei nicht nur das agile Handwerkszeug, sondern ein komplett agiles Mindset. Das sei weit mehr, als agile Managementmethoden zu beherrschen. „Menschen müssen sich immer mehr selbst führen und Eigenverantwortung für ihre Performance sowie ihre Ergebnisse übernehmen. Selbständigkeit wird immer mehr gefragt. Und Selbständigkeit ist allzu oft das Gegenteil von Führung oder geführt werden. Zum agilen Mindset gehört die eigene Persönlichkeitsentwicklung.“
Der Führungskräfte-Trainer sieht vier Trends, die die Notwendigkeit eines agilen Mindsets beschleunigen. Erstens: Unternehmen werden immer selbstorganisierter und trachten danach, Entscheidungen auf mehr Schultern abzustützen – vor allem, um Entscheidungsengpässe durch überlastete Führungskräfte zu vermeiden. Zweitens: Unternehmen haben eine gesellschaftliche Verantwortung. Profite werden zukünftig kein Selbstzweck mehr sein. Und Mitarbeiter werden Teil dieser gesellschaftlichen Verantwortung werden. Wer in Zukunft noch bedeutsam sein möchte, muss dafür auch etwas Bedeutsames leisten. Drittens: Es werden sich neue Arbeitsformen etablieren, die die Trennung von Berufs- und Privatleben fast vollständig auflösen werden. Die alte Forderung nach Work-Life-Balance durch Trennung von Arbeits- und Privatleben wird zur Makulatur. Zukünftig wird der Mitarbeiter selbst entscheiden können und müssen, wie er seinen Ausgleich zwischen Job und Familie schafft. Und viertens: Die Wirtschaft wird immer dezentraler und vernetzter. Netzwerke, Projektteams und Wissenszirkel werden wichtiger. Geschwindigkeit schlägt Größe. Ergebnisse werden kollektiver, die Kommunikation untereinander deswegen wichtiger.
„Jeder dieser Trends ruft schon für sich genommen nach einer Veränderung. Sie finden aber parallel und je nach Unternehmen in unterschiedlicher Ausprägung und Geschwindigkeit statt. Die Zeit der Egos scheint vorbei. Das agile Mindset fordert eine Selbstführung, die sich integriert, ohne sich unterzuordnen. Auch werden die neuen Manager der Generation Y die alten, heute noch oft gelebten Hierarchien nicht mehr akzeptieren. Individuelle Potenziale für das gemeinsame Ziel einzusetzen, wird auch für Führungskräfte zur Selbstverständlichkeit werden und die egogeleiteten Interessen Einzelner ersetzen“, ist sich Simon sicher. Das agile Mindset werde kommen und besonders kleinere, mutige und innovative Unternehmen würden diese Entwicklung anführen.
Es sei an der Zeit, so Joachim Simon, der mit Führungskräften arbeitet und sie darin unterstützt, ihre persönliche Leadership-ID, ihre Identität als Führungskraft, zu entwickeln, dass sich auch die Studiengänge der Business Schools darauf einstellen. Die eigene Persönlichkeit, die Themen Selbstführung, „Egoleading“ und verantwortliches Handeln sowohl im System als auch im Kontext gewönnen an Bedeutung. Das bisherige Vermitteln reiner Werkzeuge reiche nicht aus, um Unternehmen und Führungskräfte zukunftsfit zu machen.
Weitere Informationen über den Führungskräfteentwickler Joachim Simon, seine besonderen Trainings und Programme, seine Leadership-ID Online-Academy sowie zu den Themen Führung und Selbstmanagement gibt es unter www.joachimsimon.info und www.egoleading.de.