August 16

Was bedeutet VUCA? Eine Beschreibung anhand der deutschen „Energiewende“

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Dies ist der 3. Artikel in meiner Serie zu VUCA Leadership.
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In diesem Artikel möchte ich genauer auf die Bestandteile von VUCA eingehen. Was genau meint Volatilität, Ungewissheit, Komplexität, Ambiguität?
Um das ganze nicht nur abstrakt zu behandeln, bringe ich es in den Bezug zu einem aktuellen Thema – der deutschen „Energiewende“.

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Volatilität
Volatilität beschreibt die Natur, Geschwindigkeit und Größe von Veränderung.
Die Energiewende ist ein gutes Beispiel dafür. Im Jahr 2007 hatte das Unternehmen RWE einen Aktienkurs von über 90 Euro. Aktuell liegt der Preis bei ca. 30 Euro. Tausende Stellen werden abgebaut.

Ein Unfall mit dem Sie eigentlich nichts zu tun haben, auf der anderen Seite des Globus, kann ihren Aktienkurs auf Talfahrt schicken.

Diese Entwicklung war 2007 völlig undenkbar – die Veränderung kam sozusagen über Nacht – durch den Nuklearunfall in Fukushima und den daraufhin beschlossenen Ausstieg aus der Kernenergie.
Das ist Volatilität aus Unternehmenssicht.
Auch das Wind- und Sonnen-Energiegeschäft ist volatil: Der deutsche Strombedarf wird je nach Wetter und Verbrauch zwischen weit über 100% und 0% gedeckt.
Die Auslöser von Volatilität sind somit verschiedener Natur: Die Natur selbst ist hochgradig volatil, politische Entscheidungen können sich radikal umkehren, die menschliche Emotionalität ist in Sekundenbruchteilen komplett veränderbar, wissenschaftliche Erfindungen können die Welt revolutionieren. Und ein Unfall oder eine Entwicklung mit der Sie eigentlich nichts zu tun haben, auf der anderen Seite des Globus, kann ihren Aktienkurs auf Talfahrt schicken.

Ungewissheit
Ungewissheit meint Unvorhersehbarkeit von Zukunft. Informationen über die Vergangenheit und Gegenwart können immer weniger sinnvoll die Zukunft vorwegnehmen.
Die Zukunft der Energiewende an sich ist ungewiss, weil es ungewiss ist, ob die notwendige Technologie zur Speicherung von großen Mengen „Öko-Strom“ erfunden wird oder nicht.
Wissenschaftler können nicht vorhersagen, wann es so weit sein wird – die einzigen derzeit funktionierenden Speicher sind Pumpspeicherkraftwerke – eine Erfindung von 1920.
Es ist oft ungewiss ob das Wetter sich wirklich so wie prognostiziert entwickelt – um die verschiedenen Kraftwerke, Windräder und Solarparks so zu steuern, dass ein stabiles Stromnetz das Ergebnis ist. Und es ist ungewiss, wie sich die Politik und letztlich die Bürger entscheiden werden.

Die Zukunft der Energiewende an sich ist ungewiss, weil es ungewiss ist, ob die notwendige Technologie zur Speicherung von großen Mengen „Öko-Strom“ erfunden wird oder nicht.

Für die Unternehmenslenker bei RWE und Co. wie auch für die Betreiber von Wind- und Solarparks eine schwierige Situation: Ohne die „Stromriesen“ wie RWE und Co. geht es mindestens mittelfristig nicht – wir brauchen die Sicherheit der Kraftwerke als Backup für wind- und sonnenarme Zeiten. Allerdings ist es schwer diese Kraftwerke wirtschaftlich zu betreiben, wenn sie nicht gut ausgelastet sind.
Wind- und Solarenergie funktionieren nur bei gutem Wetter und können keine Rücksicht auf aktuelle Bedarfe nehmen. Und sie sind durch die hohen Subventionen von der Politik und den Wählern abhängig.

Komplexität
Komplexität beschreibt die vielfältigen und schwer zu verstehenden Ursachen, Probleme und Herausforderung eines Themenfeldes. Wir können nicht einfach immer mehr Windräder und Solarparks bauen. 100% Versorgung im Juli nutzen nichts, wenn im November die Sonne nicht scheint und kein Wind weht. Viele Bürger wollen keine „Verspargelung“ der Landschaft oder Stromtrassen in ihrer Nähe.

100% Versorgung im Juli nutzen nichts, wenn im November die Sonne nicht scheint und kein Wind weht

Das größte Problem: Das Speichern von Strom geht (noch) nicht weil wir nicht genügend Pumpspeicherwerke und geeignete Stauseen haben. Mal eben ein Kohlekraftwerk hochfahren? Dauert lange und ist sehr teuer, da die Kohlekraftwerke anheizen müssen und nur unter Volllast effizient arbeiten. Gaskraftwerke können das schon eher – aber das Gas ist ebenfalls teuer und muss z.B. aus Russland importiert werden. Dann eben Fracking? Oder doch lieber „Atomstrom“ aus Frankreich? Oder einfach ab und zu einen Stromausfall hinnehmen?

Ambiguität
Ambiguität oder Mehrdeutigkeit ergibt sich aus den anderen drei Faktoren – Volatilität, Ungewissheit und Komplexität – meist von selbst.
Und die Mehrdeutigkeit macht es zusätzlich schwierig, die Bedeutung von volatilen, ungewissen und komplexen Situationen zu verstehen.

Sind 100% „Ökostrom“ an einem windigen Sommertag es wert, an anderen Tagen „Atomstrom“ importieren zu müssen?

Ist unser eingeschlagener Weg der „Energiewende“ eine wichtige und mutige „Brücke“ in die Zukunft oder ist es eine riskante kurzfristige, politisch motivierte Fehlentwicklung? Eine Entwicklung die vielleicht sogar ein langfristig funktionierendes nachhaltiges Energiekonzept behindert? Oder muss man das so machen um Machtgefüge und Denkmuster aufzubrechen? Sind 100% „Ökostrom“ an einem windigen Sommertag es wert, an anderen Tagen „Atomstrom“ importieren zu müssen?
Ich bin gespannt was unsere Enkelkinder dazu sagen werden.
Und ich bin gespannt, wie wir in den nächsten Jahren mit diesem VUCA-Thema, das alle betrifft – ob Sie wollen oder nicht – umgehen werden!

In weiteren Postings wird es übrigens darum gehen, wie man mit solchen VUCA-Situationen umgehen kann. Was können Führungskräfte tun um eine gute VUCA-Leadership zu gestalten? Was macht eine gute VUCA-Strategie aus? Auf welche Punkte kommt es bei Prozessen und Strukturen an, um VUCA erfolgreich zu begegnen?

Bleiben Sie dran!

Dies ist der 3. Artikel in meiner Serie zu VUCA Leadership.
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